…ist mir ein besonderes Anliegen. Ich arbeitete bereits direkt nach meinem Examen für knapp 5 Jahre auf einer Kinderintensiv- und Frühgeborenen-Station und leitete hier die Physiotherapie. Es war eine besondere Arbeit und hat mein Interesse an der Pädiatrie noch mehr gesteigert. Schnellst möglich machte ich die Bobath-Ausbildung und arbeite seither zu einem Großteil mit Säuglingen und Kindern aller Krankheitsbilder physiotherapeutisch nach dem Bobath-Konzept.
Säuglinge werden heutzutage sehr häufig osteopathisch behandelt. Dies ist auch gut und sinnvoll aber selten ausreichend. Besteht zum Beispiel eine Vorzugshaltung zu einer Seite ist dies sozusagen falsch programmiert. Es reicht also nicht, dem Kind alle Bewegungen zu ermöglichen, sondern diese müssen dann auch eingeübt werden, da sie sonst falsch programmiert bleiben. Vorher besteht sozusagen auf der Landkarte des Hirns nur ein Weg und wir zeigen Neue und helfen diese abzuspeichern.
Auch kommen häufig Kinder zu mir, die als Säugling bereits Osteopathie erhalten haben. Leider kommt es immer wieder vor, dass die Behandlung bereits nach dem ersten Mal als beendet und abgeschlossen betrachtet wird. Dies ist jedoch gerade bei Säuglingen mit Schieflagen und Vorzugshaltungen besonders nach Kaiserschnitt oder sonstigen Geburtskomplikationen selten der Fall. Denn jeder Wachstumsschub bedeutet für das Kind neue Herausforderungen, weshalb der Körper gerne in alte Muster gerät. Daher ist die Empfehlung Säuglinge vor jedem Wachstumsschub zu kontrollieren.
Physiotherapie auf neurophysiologischer Grundlage wie die Bobath-Therapie und osteopathische Behandlung sind beide ganzheitlich ausgerichtet und ergänzen sich so perfekt. Dies heißt aber nicht zwangsläufig, dass eine Therapie wöchentlich erfolgen muss. Daher versuche ich die Behandlungsintervalle nach Möglichkeit individuell zu gestalten.
Immer sollte die ganzheitliche Behandlung eine Anleitung der Eltern beinhalten, wie man in Alltagssituationen das Kind optimal bei einer physiologischen Entwicklung unterstützen kann.
Meine osteopathische Behandlung basiert auf fundierten Kenntnissen über Embryologie, neurophysiologische Entwicklung und Besonderheiten im Säuglings- und Kindesalter. So erhielt ich nach mehrjähriger Ausbildung und Prüfung im Februar 2019 durch eine der führenden osteopathischen Ärzte Prof. Jane Carreiro D.O. (USA) das Diplom „Osteopathische Therapie – Pädiatrie“. Weiterbildungen und Kurse besuche ich konstant auch bei anderen Fortbildungsinstituten.
Warum darf ich mein Baby nicht hinsetzen oder hinstellen?
Wie alle Entwicklungsschritte bauen auch die der motorischen Entwicklung aufeinander auf. Die Aufrichtung gegen die Schwerkraft bis in den Stand ist ein Prozess, bei dem das Baby verschiedenste Kompetenzen erlangt um sicher zu sitzen, stehen und laufen. Dieser Prozess ist von der Natur vorgegeben und beginnt schon vor der Geburt.
Nach der Geburt sieht sich das Baby der Schwerkraft ausgesetzt, so dass bereits die Rückenlage und Bauchlage sehr anstrengend sind. Zunächst findet sehr viel motorisches Lernen in Rückenlage statt, bis das Baby dann in der Lage ist, sich zu drehen. Auch bereits vorher darf das Kind gerne in Anwesenheit der Eltern in Bauchlage oder Seitenlage gebracht werden, um unter anderem zu erfahren, wie Schwerkraft wirkt und sich gegen diese zu stemmen.
Bis ca. zum 6. Monat ist die motorische Entwicklung in Rückenlage abgeschlossen. Das Baby nimmt seine Füße in Hände und Mund, die vordere Kette ist geschlossen und es dreht sich eigenständig auf den Bauch. Von hier aus beginnt die Fortbewegung und Aufrichtung gegen die Schwerkraft. Das Sitzen erlernt das Kind entweder direkt über die Seitenlage hoch in den Seitstütz und Sitz oder indem es sich aus dem Vierfüßler-Stand über die Seite nach unten in den Sitz dreht.
Es ist sehr wichtig, dass ein Kind die Erfahrung über Höhe selbst macht, sich also selbst dorthin begibt. Denn nur so weiß es, diese Höhe einzuschätzen und zu koordinieren. Somit erkennt es dann auch die Gefahr, die eine solche Position mit sich bringt.
Jedes gesunde Kind hat die Fähigkeit alle Bewegungsmuster eigenständig zu erlernen, wenn man es nur lässt. Und jedes Kind will krabbeln. Unterbricht man diese Entwicklung, indem man zum Beispiel ein Kind hinsetzt oder hinstellt, wird die normale Entwicklung unterbrochen. Die Muskulatur ist zudem noch nicht weit genug entwickelt, so dass sich Fehlhaltungen bilden können. Es gibt immer eine Seite, die dominanter ist. So wird in Positionen, für die die eigene Haltekraft nicht ausreicht, das Kind immer zur dominanteren Seite abweichen.
Dass Kinder sich in einem gewissen Alter an den Händen hochziehen oder wenn man sie stellt gar Gewicht übernehmen, liegt an gewissen Reflexen und Lagereaktionen. Diese werden vom Kinderarzt oder Therapeuten überprüft, um den neurophysiologischen Status abzufragen. Es hat aber nichts mit der eigenen Aufrichtung zu tun und darf nicht so geübt werden.
Kinder müssen die Erfahrung machen, selbst etwas zu erreichen. Dieser Erfolg ist wichtig für die weitere Entwicklung. Natürlich freut es sich zunächst, wenn es hingesetzt wird. Liegt dann aber ein Spielzeug nicht in Reichweite, hat es keine Idee, wie es dorthin kommen kann und ist frustriert. Es ist gefangen in der Position und wird sich andere unphysiologische Muster angewöhnen, sich ggf. einfach fallen lassen. Frühe Folgen des Hinsetzens können außerdem eine Entwicklung zum „Porutscher“ oder „Zehenspitzenläufer“ sein, oder das Kind krallt ständig die Zehen.
Ich spreche ausdrücklich nicht vom Tragen im Tuch oder dem kurzen Sitz auf dem Schoß der Eltern. Hier wird das Kind rund herum gehalten und gestützt.
Das Wichtigste ist: Geben Sie sich und dem Kind Zeit. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Beschäftigen Sie sich mit dem Kind, in der Position, die gerade aktuell ist.